Lernen via Netz
15. September 2011 Hinterlasse einen Kommentar
Einladung zu einem Online-Meeting steht in der Betreffzeile einer Mail, die sich mit einem Pling auf meinem Rechner bemerkbar macht. Der Surfstick sitzt. Die Frisur auch. Und das ist gar nicht so leicht, bedenkt man, dass der Bügel eines Headsets nicht annähernd so schmückt wie ein Diadem.
Doch DJV-Freien-Referent Michael Hirschler sagt, ein Webinar mit einem Headset zu verfolgen, sei allemal komfortabler als sich bei der Frage an den Dozenten über das rechnerinterne Mikrophon zu beugen, so denn vorhanden.
Doch noch bin ich zwei Klicks vom Webinar entfernt. Den Link finde ich in der Einladungsmail. Kaum aktiviert, öffnet sich ein neuer Tab – je nach Browsereinstellung auch ein neues Fenster – und ein Programm namens netviewer fragt mich um Erlaubnis, ausgeführt werden zu dürfen. Ich wage es, und netviewer öffnet sich.
Interaktiv via Chat und Audiovision
„Sind Sie da?“, fragt Hirschler in meine Headsetohren. Ja. Doch wo ist er? Wo kann ich ihn sehen? Die rechte Spalte überfliegend, aktiviere ich das Feld „Teilnehmervideo“. Hirschler – in hellem Hemd unter einer abgeschrägten, weißen Decke – sitzt im fernen Bonn und lächelt von meinem Bildschirm. Ich kann ihn also nicht nur hören, sondern auch sehen. Die Videofunktion, sagt Hirschler, sei noch nicht so beliebt. Für die meisten Teilnehmer sei es noch ungewohnt, sich derart zu exponieren. Wer schon einmal geskyped hat, kennt sie. Diese surreale Nähe.
Aber netviewer ist mehr als skype, wie ich schnell merke. Die eben noch schwarze Bildschirmfläche ziert nun eine Powerpointpräsentation zum Thema „Mit youtube Geld verdienen“. „Schauen Sie mal in die Spalte“, sagt Hirschler. „Auf den Dateitransfer!“ Da liegt die erste Folie der Präsentation plötzlich als PDF-Datei zum Download. Lehrmaterial zum Mitnehmen.
Zwei Felder oben drüber begrüßt mich Webinarleiter Hirschler mit einem „Guten Tag“. Das Chatfenster werde von den Teilnehmern zum Austauschen und Diskutieren genutzt. Nicht selten entstünden daraus auch berufliche Kontakte.
Quer durchs gesammelte Wissen
Während Hirschler und ich an diesem Nachmittag lediglich in einem Zwiegespräch verweilen, chatten, fragen und lernen in den Webinaren für gewöhnlich bis zu zwanzig Teilnehmer. Die absoluten Renner derzeit: Social Media mit bis zu 50 und Bloggen mit WordPress mit bis zu 30 Teilnehmern pro Webinar. Aber auch Urheberrecht und Tarifverhandlungen werden via netviewer diskutiert. Bei heikleren Themen wie Kündigungsfristen und dergleichen bietet Hirschler den Webinaristen Anonymität an.
Die Auswahl an Webinarinhalten so zu mischen, dass sie vielfaches Interesse findet, sei schwer, sagt Hirschler. Seit Mai 2010 aber hat er seine Einladung zu einem Online-Meeting bereits etwa 1.500 Mal verschickt. Vor allem freien Journalisten sei es eher möglich, sich für zwei bis drei Stunden vor dem heimischen Rechner weiterzubilden als zu Seminaren zu reisen. Erst recht, weil Webinare für DJV-Mitglieder kostenlos sind. In zwei, drei Jahren, glaubt er, ist diese Art Seminar Alltag.
Nicole Buchmann
www.journalistenwebinar.de
BU: Screenshot eines Webinars: Webmaster Michael Hirschler, Referent für Freie, und Nicole Buchmann
Ein Dankeschön für diesen Beitrag an den Kiek an aus dem DJV Mecklenburg-Vorpommern!