EXPERTEN, Experten, experten…

experten sw…für alles und jeden Lebensbereich

In deutschen Landen tummeln sich derzeit vor allem fünf Menschen-Typen, die es prä-gen wollen. Politiker, Bänker, Anwälte, Autobauer und Experten, Experten, Experten.

Besonders Letztgenannte tauchen aus dem Nichts auf, sind urplötzlich da und möchten Dinge und Geschehen, die einer Erklärung bedürfen – oder auch nicht – der Schar „Normalos“ mit ihrem „Extra-Wissen“ erläutern.

Und welche Experten wofür sofort zur Stelle sind und mit überzeugender Mine den gefundenen „Stein der Weisen“ unter die Massen bringen, ist frappierend. Meist sind es selbst ernannte Experten, da es ja bislang kein Bildungsinstitut gibt, das diesen „Titel“ aufgrund einer Prüfung, außerordentlicher Leistungen oder sonstiger Meriten verleiht.

Man kommt aus dem Staunen kaum heraus, wofür es so genannte Experten (kurz:

E.

) gibt:

Schönschrift-E.

, Rettungsdienst-E., Ratgeber-E., Weißwurst-E., Gesundheits-E.,

Schuldenkrisen-E.

, Nordsee-Plattform-E., Sozial-E., Automobil-E., unabhän-

giger Bau-E.

, Expertin für Begriffswahl, Museums-E., Schadens-E. bei Öffentlichen Versicherungen, Doping-E., Krebs-E., Verbraucherrecht-E.-in, Handels-E., Baby-klappen-E., Expertin für Ernährung und Pflege, Experte für Erfolg, Expertin für soziale Medien, Strahlen-E., Konjunktur- und Arbeitsmarkt-E., Sprengstoff-E., DWI-Arbeitsmarkt-E., 100 Experten für Merkel-Bürger-Dialog, Royal-E., Entwicklungstief-E. … .

Und der Steigerung sind Tür und Tor geöffnet. Es genügt nicht, dass die Expertin oder der Experte schon über allem rangieren, nein, man hat es schon mit hochrangigen Experten zu tun. Wie ist es eigentlich um das Selbstbewusstsein in den Redaktionen bestellt, wenn für alle Belange Experten herbeigerufen werden müssen ?

Und es geht noch besser. „Generell nimmt das Phänomen Expertentum im deut-schen Fernsehen allerdings zu“, war in einem jüngsten Journalisten-Journal zu lesen. Und wofür es alles Experten gibt, das treibt Blüten. So kann man einen Rettungs-dienst-E. rufen. Nein, nein, nicht einen Retter, nein erst einmal den Experten, denn der weiß, wie man rettet, wie man einen Rettungsschirm öffnet !

Was haben wir denn noch für Schlaumeier, die es genau, viel genauer wissen ? Die da wären Erdrutsch-E., Rechtsextremismus-E., eine Königin-E. und, und,

und… . Ich staune auch nicht schlecht, wenn man mir einen Putz-E. empfiehlt. Be-nötigt man ihn für Säuberungsaktionen, oder um Wandschutzputz anzubringen ? So richtig gelacht habe ich dabei: ein ehemaliger Experte der ARD und ein ehemaliger Sportchef des MDR wollen künftig Fußballspiele für das Digitalradio 90elf kommen-tieren. „Ich wünsche mir, dass sich das zu einer kultigen Nummer entwickelt, die Leute den Fernsehton ausschalten und uns zuhören“, sagte einer der zwei. Das ist doch mal was: zwei Kenner-„Größen“ möchten sich als Extra-„Größen“ anbieten.

Eigentlich muss ich Monika Koch-Emsermann Recht geben. Die Chefredakteurin des Frauenfußball-Magazins forderte einmal während eines Seminars: „Wenn ich ein Sportjournalist bin, muss ich auch den Nachweis erbringen, dass ich davon etwas verstehe.“ Sie findet es albern, dass Seiteneinsteiger dem Fach-Journalisten alles erklären müssen.

Und so sah es auch Hubert Knobloch, einer unserer bewährtesten Rundfunk-Reporter des Ostens, der leider zu früh verstorben ist: „Ich brauche keinen Co-Kommentator, ich habe meinen Beruf gelernt und der Zuhörer erwartet von mir oder einem anderen Berichterstatter, dass wir uns auskennen, Bescheid wissen.  Ich brauche keinen Exper-ten.“

Und wenn man schon mal einen Fachmann zu Rate ziehen muss, sollte es ganz einfach reichen, seinen Beruf zu nennen. Es ist zu viel des Guten, Kennerschaft immer gleich als Expertentum anzupreisen. Es nervt auch viele Konsumenten, oft gar nicht erst selbst nachdenken zu dürfen. Expertinnen und Experten haben das bereits für sie übernommen, wissen es sowieso besser.

Wenn jemand „Sie Experte oder „Du Experte“ sagt, ist das längst keine Anerken-nung mehr. Der Modebegriff Experte erleidet zunehmend das Schicksal vieler seiner Art – er verbrennt. Vielleicht bemerkt man dies auch in den Redaktionen. Das hofft zumindest

Theodor Ernst Wolf

Ein notwendig erscheinender Nachsatz

Ein Nachsatz in eigener Sache. Es ist einerseits erfreulich, dass sich Redaktionen mit den Sprachpflege-Beiträgen beschäftigen, denn deshalb erarbeite ich sie für unseren Kurier. Aber manchem Gremium „schmeckt“ es nicht so richtig, wenn es aufgrund immer wieder in ihrem Medium auftauchenden Fehlern, falschen Bild-unterschriften und anderen – auch von den Leserinnen und Lesern monierten – Ungereimtheiten zitiert wird. Offensichtlich hat die Chefredaktion einer Dresdner Tageszeitung damit ein besonderes Problem.

Nicht, dass sie ein Gespräch mit dem Autor gesucht hätte, wie es der Pressekodex etwa vorsieht, nein, merkwürdigerweise geht sie einen eigentlich unwegbaren Weg. Unter dem Namen ……. darf bei uns nichts mehr veröffentlicht werden, war zu erfahren.

Im vom Deutschen Presserat empfohlenen Pressekodex: „…die Pressefreiheit schließt die Unabhängigkeit und Freiheit der Information, der Meinungsäußerung und der Kritik ein. Verleger, Herausgeber und Journalisten müssen sich bei ihrer Arbeit der Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit und ihrer Verpflichtung für das Ansehen der Presse bewußt sein. …“

„Zeitungslesen ist eben nicht nur Hobby, das man auch lassen kann. Sich umfas-send informieren zu können: das ist das Fundament demokratischer Teilhabe. Wir brauchen also Qualitätsjournalismus. Wir möchten nicht von billigen, aber nicht ausgebildeten Leihkräften informiert werden., übrigens ebenso wenig von gut aus-gebildeten, aber schlecht bezahlten, durch Einsparungen und Rationalisierung überforderten Redakteuren und Journalisten „,

unterstützte uns der DJV-Vorsitzende Michael Konken auf dem jüngsten Verbandstag.    

Über djvintern
Der DJV Sachsen wurde 1990 gegründet und ist als Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband die Interessenvertretung der Journalistinnen und Journalisten im Freistaat Sachsen.

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