Nix is‘ mit Lessingpreis!
20. April 2015 Hinterlasse einen Kommentar
Thema verfehlt! So könnte man den journalistischen Wettbewerbsteil des aktuellen Lessingwettbewerbs resümieren. Lediglich ein Teilnehmer bewarb sich um die Gunst der Juroren. Vielleicht liegt’s ja auch am Thema:
Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgendein Mensch ist oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Wert des Menschen.“
Hier die Laudatio von Axel Arlt auf den einzigen Teilnehmer, Markus Meyen aus Kamenz:
Das journalistische Thema zu beherrschen war in diesem Jahr recht schwierig…
Das im Unterricht dazu vermittelte Wissen und der eigene Anspruch journalistisch schreiben zu wollen, erwiesen sich für die Aufgabenstellung als eine zu große Herausforderung. Auch kann sich die Jury des Eindrucks nicht erwehren, dass die Wettbewerbsteilnehmer in ihrer Mediennutzung offensichtlich die traditionellen Medien eher ausschließen. Sonst müssten gewisse Grundstrukturen klarer erkennbar sein, wie sie journalistischen Beiträgen ganz unabhängig vom Genre eigen sind. Die Laien in den Medien haben ganz andere Möglichkeiten sich zu artikulieren und werden schnell zum Vorbild. Das jedoch ist mit einem Nachteil verbunden: Gesammelte praktische Erfahrungen anderer und deren Umsetzung sind gar nicht bekannt. Dadurch wird das Fahrrad in ganz schlichter Bauart neu erfunden. Dieses Phänomen scheint nicht nur ein Problem des Journalismus zu sein, sondern ein gesamtgesellschaftliches. Die damit verbundene Kommunikation im kleineren Kreis ist zwar sehr intensiv, nimmt die Außenwelt aber selektiver wahr. Die weite Weltsicht gilt es zu erhalten. Dazu sind alle herausgefordert.
Diese Einschätzung könnte auch aus der Feder von Prof. Siegfried Schmidt aus Leipzig sein. Als Senior-Juror für das journalistische Thema war er diesem Wettbewerb mit Herzblut verbunden. Er hat uns leider verlassen, ohne die aktuellen Arbeiten je noch zur Kenntnis zu nehmen.
Umweltschutz, eine gepflegte Lebensweise sowie gute soziale Bedingungen waren, sind und werden auch weiterhin große Themen in unserer Gesellschaft sein. Aber wie bekommt man das alles unter einen Hut und wie kann man dafür sorgen, dass alle die gleichen Voraussetzungen haben“, lesen wir am Anfang des Beitrages von Markus Meyen. Jeder der aufgezählten Gedanken hätte sich eine Vertiefung verdient. Doch es bleibt exemplarisch bei der Aufzählung. Ein für und wider, Argumente und Gegenargumente, um schließlich zu einer abschließenden Position zu gelangen, lässt das den Text dominierende Eilen von einem Gedanken zum nächsten nicht zu.
Die Engagiertheit unseres Autors Markus kann sich durchaus in einem Feuerwerk der gedanklichen Zusammenhänge ausdrücken. Und wenn er den Satz schreibt „Dieses Themengebiet ist sehr komplex, und wer sich genauer damit beschäftigt, weiß, dass es ziemlich schwer ist, all diese Dinge im Gleichgewicht zu halten“, hat er eigentlich bereits zu Papier gebracht, was ihm selbst aus dem Lot geraten ist. Ein Journalist ist deshalb gut beraten, seinen Beitrag nicht zu überfrachten.
Jeder Text lebt von seiner Dynamik. Umfangreiche Satzkonstruktionen ermüden. Die Stimme will sich bereits senken, doch Kommata um Kommata, Nebensatz um Nebensatz hindern sie daran. Der Inhalt wird zum Vehikel, um sich auch den letzten Gedanken noch zu erschließen. Wie erfrischend sind dagegen die wenigen kurzen Sätze.
Mit der Verleihung einer Anerkennung möchte die Jury dreierlei zum Ausdruck bringen: Erstens die Motivation des Autors, sich als einziger dem vorgegeben Thema direkt zu stellen. Zweitens seine abwägende Sichtweise auf Fragen des Umweltschutzes, die ihn zu einem offenen Ergebnis führt. Drittens soll diese Anerkennung allen potentiellen Teilnehmern Mut machen, sich mit dem journalistischen Thema auseinanderzusetzen. Und das im neuen Wettbewerb hoffentlich auch wieder mit einem Bezug zu Lessing und seinem Werk.